Depressiv – Diagnose Tagesklinik

Depression – zwischen Selbstzweifel und Selbstheilung

Ein persönlicher Einblick zu meinem Start in einer psychischen Tageklinik

Plitschplatsch nass floh ich unter das Vordach der Kirinus Tagesklinik München Schwabing. Es ist mein zweiter Tag.
Ich ziehe eine matschige Banane aus meinem Rucksack. Sie ist nicht das einzige, was ich in den Tiefen der Tatsachen vergessen habe. Mein Kopf ist Matschbanana, auch ohne zu kiffen. Ich bin tatsächlich hier gelandet. In einer Tagesklinik für Psychische Störungen. Woche 1 von insgesamt 9 hat begonnen.

In der Morgenrunde legt die Therapeutin Postkarten mit Bildern darauf aus. Wir sollen uns die Karte aussuchen, mit der wir uns gerade am meisten identifizieren bzw. welche unsre Stimmung anspricht. Nach kurzem Blickschweifen über Landschaften, Blumen, Händen an Gitterstäben und spielenden Kindern, greife ich nach der Che Guevarra Postkarte. Nicht weil ich ein Ché Fan wäre, sondern aufgrund dessen, dass ich das uns typische Bild des Revolutionärs mit Entschlossenheit, Fokus und Mut gleichsetze – ein Kampf mit dem Ziel um Freiheit. Eine Veränderung des Zustands. Und das brauche ich dringend.

Was hat Ché Guevarra mit mir zu tun?

Ich will wieder mutig sein. Ich komm mir vor wie eine Pussy zwischen zwei Beinen ohne Eigenwillen. Ich will meinen Lebenswillen zurück. Und ich strebe nach Peaze of Mind. Ich will Freiheit – frei sein von Normen und gesellschaftlicher Anerkennung. Große Ziele, aber nicht unerreichbar.

In dem Vortrag Lebenslünstler sagt Kurt Tepperwein, dass es einen friedlichen Geist nicht gibt. Er behauptet, dass Frieden absolute Ruhe bedeutet und dass dort, wo der Geist aktiv ist, kein wirklicher Frieden herrschen kann. Aber ich glaube das ist zu weit hergeholt. Denn Peaze of Mind bedeutet für uns in der Umgangssprache vor allem, dass der Geist einfach mal sein darf, ohne alles zu bewerten und im Kreis Trampolin zu springen mit ner anschließenden 5-fachen Abwärtsspirale.

Wenn dieser fucking Kopf nicht wäre…

Der westliche Mensch denkt zu viel. Zu viel Wissen ist nicht immer ein Vorteil, wenn es um mentale Gesundheit geht. Vielleicht ist weniger mehr. Weniger Wissen, weniger Information, weniger ist mehr. Ein bisschen „dumm“ sein, ein bisschen mehr triebgesteuert täte meiner Klugheit keinen Abgang, aber würde mein Leben deutlich erleichtern. Oder einer Intellektuelle werden, ein reiner Kopfmensch, nur dazu machen mir meine ausgeprägte emotionale Seite die dazu notwendige Logik eine Linie durch die Rechnung.

Basic ist besser – zu viel im Kopf überfordert

Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mit meinem Kopf und dem dazugehörigen Selbst zu dealen. Deswegen bin ich hier. Ich lasse Unterstützung zu. Stützen muss ich mich trotzdem selber. Aber wie sagt meine Kollegin: „Unterm Arsch führt auch ein Weg vorbei.“ und wo ich schon am Arsch bin, stützt mein Arsch auch meinen Rücken. Ass up – Gs down.

Therapie Konzept der Kirinus Tagesklinik & Co-Therapie

In der Klinik besteht die Möglichkeit in Krisensituationen die Co-Therapie aufzusuchen. Die Co-Therapeuten* sind Pflegekräfte und Ansprechpartner* für alles. Während die Gruppen und Einzeltherapien zu festgelegten Zeiten stattfinden, ist die Co-Therapie immer erreichbar. Abhilfe kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen z.b. durch Skilltraining, Atemtechniken, Aromatherapie, Schmerzmittel, Pflaster, Medikamente, Gespräch,… 

Zu der Kirinus Tagesklinik

  • 84 Patienten sind hier im Haus aufgenommen
  • Der Behandlungsfokus liegt auf der körperlicher Gruppentherapie (Achtsamkeit, Sport-, Körper-, Kunst-, Ernährungstherapie)
  • Phsychologische Gruppentherapie ( Skills- und Basisgruppe, Soziale Kompetenz, Burn Out Prävention, Schlaf)
  • Einzeltherapie Psychotherapie a 50 und 10min./ Woche
  • Psychiatrisches Einzelgespräch
  • Ärztliche Untersuchung EKG und Blutabnahme

Zwischenstand Tagesklinik Halbzeit

Ich bin schon ne Weile hier. Außerhalb der Klinik mach ich nix. Meine Konzentration reicht nur für Netflix, Amazon Prime, selbst ARTE ist mir zu hoch. Ich kann nicht arbeiten, kann nicht schreiben, nicht rappen, nicht schneiden, nichts recorden. Ich bin k.o. Ich halte die Gedanken an, jetzt ist nicht der Moment darüber nachzudenken. Jetzt geht es nur um jetzt und Heute. Und Morgen. Alles was danach ist, spielt gerade keine Rolle. Hat keinen Wert für meinen momentanen Struggle.

Nachwehen der Gesprächstherapie

  1. Schlafprobleme
  2. Albträume 
  3. Gedrückte Stimmung 
  4. Viel weinen
  5. Reflexion und Gedanken an die Vergangenheit 
  6. Zweifel und in Frage stellen meiner Kontakte, Umfeld und
  7. Wut und Trauer 

Ich hab Pisologie – andre haben Polizei – wieder andre Probleme.

Verlauf…

Ich suche meinen Spintschlüssel – bereits seit Montag – zu Hause, in meinem Rucksack und in jeder getragenen Hose und Jackentasche. Nix. Am Mittwoch gehe ich zum Patienteninfoschalter und frage, ob ein Schlüssel gefunden wurde. Ja, wurde er. Gestern am Dienstag abgegeben. Gott sei Dank, denn meine Skripte für die Behandlung befinden sich drin sowie meine ganzer Ladiesstuff. 

In der Umkleidekabine erfahre ich, dass mein Schlüssel 2 Tage an meinem offenen Schrank hing. Jeder hat es gesehen, nur ich nicht. Mein Kopf in Woche 5 ist immer noch Matschbanana.

Was mich ermutigt hat eine Tagesklinik aufzusuchen?

  1. Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ das Buch von Kurt Krömer
  2. Meine Condrops Therapeutin
  3. Meine nicht bessernde Stimmung
  4. Mein Lebenswille
  5. Der Wunsch wieder normal zu leben
  6. Der Wunsch die restliche Zeit meines Lebens wieder genießen zu können
  7. Die Gewissheit, dass ich was verändern muss

Weitere Artikel zum Thema Selfcare findest du hier. Und die Reise geht weiter…

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