Löwenfleisch

WTF?! Löwenfleisch-Burger in Mexiko City

Löwenfleisch-Burger in Mexiko City

Löwenfleisch -hmm. Was erstmal ultra makaber klingt, wird in Mexiko City zu Realität. Im Zentrum der Hauptstadt bekommen Touristen und Einheimische Löwensteak oder Tigerfleisch zubereitet. Der Wildtierhandel belegt den 4. Platz weltweit in der organisierten Kriminalität. Die Auswirkungen nehmen neue Maße an, und ein neuer Geschäftszweig entsteht durch den Handel mit exotischem Fleisch.

Mexico City ist der Hauptumschlagplatz für Exotik und den internationalen Wildtierhandel auf dem amerikanischen Kontinent. Von hier aus gelangen exotische Tiere und Pflanzen in den Norden und Süden des Landes, sowie auf den internationalen Markt. Durch die reiche Biodiversität ist Mexico eines der führenden Länder, was den Handel mit Reptilien und Vogelarten betrifft. Aber nicht nur das.

Bushmeat gewinnt an Attraktivität

Bis dato denken viele, dass Bushmeat und exotisches Fleisch eine Eigenart der Chinesen oder einheimischer Tribes wäre. Dem ist nicht mehr so. Wer hier nach Mexiko City auf den Markt San Juan kommt, kann sich vom Gegenteil überzeugen. Und mit Sicherheit ist Mexiko nicht das einzige Land, indem man derartiges exotisches Fleisch kaufen und konsumieren kann.

Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie verbreitet der illegale Wildtierhandel ist und wie leicht es ist, sich einen Löwen zu kaufen. Löwe auf der Speisekarte zu lesen, ist für mich zu strange. Büffel, Krokodil, Reh, Wildschwein, alles irgendwie schonmal gehört und irgendwo im Gehirn abgespeichert, aber Raubkatzen wie Tiger oder Löwenfleisch ist ein anderes Kaliber.

Handel mit toten Tieren ist hochlukrativ

In der organisierten Kriminalität belegt der Handel mit exotischen Spezies den 4. Platz weltweit, direkt nach Drogen, Waffen, und Menschenhandel. Der Handel mit den Exoten ist lukrativer als das Schmuggeln von Kolumbianischen Kokain oder AK 47´s. 

Die Umsatzzahlen schwanken, der WWF schätzt den Gesamtumsatz auf etwa 20 Milliarden US Dollar im Jahr. Hinzu kommen die vielen Gesetzeslücken, das geringe Strafausmaß für die Wildfänger und Schmuggler, gefälschte Papiere und natürlich die Korruption.

Ich bin, so wie meistens, allein unterwegs. Dank meiner jahrelangen Mexiko-Erfahrung, weiß ich, wie ich mich zu verhalten habe und mit den Menschen in Kontakt komme, ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Logo falle ich trotzdem auf. Es ist komisch, dass eine weiße auf dem Markt herumstreunert, und sich mit den Standbesitzern unterhält, ohne etwas zu kaufen. Ich versuche so ehrlich wie möglich zu sein, mich aber mit meiner persönlichen Meinung zurück zu halten.

Mein Pokerface gelingt mir nicht. Zu erstaunt bin ich, als das man mir das nicht anmerken würde. Überall hängen ausgestopfte Tierköpfe und Knochen. Hirschgeweihe kenne ich aus bayerischen Wirtshäusern, das ist so bei uns in Bayern. Ab und zu hängt auch ein Rehbockkopf an einer verziert-geschnitzten Holztafel. Ich fand das noch nie anziehend, eher abstoßend. Außerdem denke ich da gleich an Burschenvereine oder politische Neigungen. Ich habe eben auch meine Vorurteile.

Wenn du in eine Metzgerei gehst, hängt doch nicht automatisch ein Huhn am Eingangsbereich. Kein Schweinekopf an der Theke von deinem Spermarkt um die Ecke und kein ausgestopftes Kalb am Schild deinen Lieblingsdöner. Aber ein ausgestopfter Löwe zieht die Blicke auf sich. Exotik imponiert den Touristen, ist doch klar. Es ist immer das Besondere, was in Erinnerung bleibt und wonach Touristen suchen und Ausländer abfahren.

Skorpione als Snack mit einem Shot Mezcal

Ich unterhalte mich angeregt mit den Restaurantbetreibern und lasse mir den Geschmack von Löwenfleisch erläutern. Wie schmeckt Löwe? „puro musculo“, antwortet mir eine Frau. „La carne es muy dura y el olor es demasiado fuerte.“ Das Tigerfleisch stinkt extrem, mehr noch als das Löwenfleisch. Wer das Fleisch kauft, möchte ich wissen: hauptsächlich Amerikaner, Europäer und Chinesen. Aber am meisten sind es die Gringos. Und tatsächlich sehe ich einige Amis an den Ständen, die sich Riesenskorpione mit einem Shot Mezcal gönnen.

Hexenrituale an lebendigen Tieren und gegrilltes Löwenfleisch

Der Schwarzmarkt hat sich in Mexiko auf sämtlichen Märkten eingeschlichen. Es ist längst nicht so, dass diese getrennt werden. Die zwielichtigen Stände sind in den hinteren Teilen vom Markt zu finden, dort wo sie nicht direkt auffallen. Das ist weltweit ähnlich aufgebaut. Egal ob in Marokko, Indien oder Mexiko.

Ich mache mir selbst ein Bild von dem Markt, an dem man exotische Tiere aller Art kaufen kann. Hier auf dem „Mercado Sonora“ werden Tiere für Hexerei, dämonische Rituale und der schwarzen Magie angeboten. Bei Bedarf werden sie vor den Augen der Käufer geschlachtet oder bei lebendigem Leib gefoltert. Alle Gruselgeschichten, die ich gehört habe, machen Sinn. Nach einem Tiger zu fragen, traue ich mich nicht, denn die Stimmung auf dem Markt, lässt meine inneren Alarmglocken Leuten.

Unterwegs mit versteckter Kamera

Unangenehm aufzufallen, kann ganz schnell sehr bedrohlich werden. Je tiefer wir in die hinteren Gänge des Markts vordringen, desto lauter hör ich die unterschiedlichsten Tiere, desto strenger werden die Gerüche und unheimlicher die Gesichter. Ich sehe Männer die verschlossene Kisten umhertragen oder verschwinden lassen. Es sind abscheuliche Bedingungen, die hier herrschen. Ich brauche keinen Beweis, ich sehe, spüre und erlebe. Mir reicht es. Ich will einfach nur raus hier. 

Zu Hause wasche ich mich gründlich. Ich muss diese Schwere abwaschen. Wir Menschen sind doch einfach ganz schön abartig. Aber solange wir nach Sensation und Nervenkitzel suchen, wird weiterhin Löwenfleisch auf den Speisekarten zu lesen sein und weiterhin illegal Wildtiere verkauft und gekauft werden. Denn wir wissen ja, die Nachfrage bestimmt den Marktanteil.

2 Gedanken zu “WTF?! Löwenfleisch-Burger in Mexiko City

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