Cannabis Legalisierung und Kollateralschaden

2004, September ein Kopf schlägt auf den Boden – immer wieder. Knochen knacken, Schreie, Gegenstände schmettern gewaltvoll gegen Beton, Glassplitter, man hört die schreckliche Ermordung über uns durch die Wände. Ich habe einen fürchterlichen Albtraum. Ein lauter Knall, ein Schrei und ich schrecke hoch in Todesangst.

SEK stürmt unser zu Hause

Unter der Decke ist es warm – sonst ist alles erstarrt. Umringt am Bett steht ein schreiender Trupp SEK in schwarz gekleidet, der Lauf der Maschinengewehre auf uns gerichtet.

Es war das Marihuana- das Ganga, the dope, das Gras, the holy Weed. Das Dreckszeug. Sie stürzen sich aufs Bett, ziehen meinen Freund raus, packen ihn, schreien uns an. Doch ich bin nackt, eine Frau und schwanger.

Eine Beamtin wird per Funk gerufen. Es dauert… dann kommt sie. Unfreundlich unangenehm befiehlt sie mir, das Bett zu verlassen und nackt vor ihr jedes Kleidungsstück aus dem Schrank zu benennen und zu zeigen, bevor ich es vor ihren Augen anziehen darf. „Ich hole aus einem Korb eine schwarze Unterhose mit Rüschen.“ Mir kommen die Tränen vor Scham, Wut und Demütigung.

Durch die Wände höre ich, wie mein Freund unsanft befragt wird, während ich der Bullin sage: „ich nehme eine blaue Jeans aus dem zweiten Fach.“ Ich darf mich zum Schrank drehen und die Jeans nehmen. Frau Bullin reist sie mir aus der Hand, tastet sie ab, so wie sie es mit jedem einzelnen Kleidungsstück tut, bis ich endlich komplett angezogen bin. Dann darf ich mir im Bad unter Aufsicht die Zähne putzen, das Gesicht waschen, Pipi machen und meine Folsäure Tablette nehmen.

Als ich am Wohnzimmer vorbeikomme, sehe ich meinen Freund mit Handschellen hinter dem Stuhl, in Boxershorts sitzend. Er hat nicht mal ein T-Shirt an. Ich will zu ihm, aber werde zurückgehalten. Stattdessen nimmt man mich mit, setzt mich ins Auto und fährt mich direkt auf´s Revier.

Unsanft aufs Revier

Mir ist schlecht und gnädigerweise wird mir die Tür aufgemacht, damit ich mich aus dem Bullenauto übergeben kann.

Dann folgt: Haare abschneiden, insgesamt schneiden sie mir 3 dicke Strähnen an verschiedenen Kofstellen ab. Dann muss ich mich wieder ausziehen, Tattoos fotografieren, Fingerabdrücke, Urintest, Blutabnahme, Befragung, Protokoll- nach einigen Stunden werde ich auf die Strasse gespuckt.

Mit der U-Bahn fahre ich an diesem Nachmittag schwarz nach Hause. Keinen Cent in der Tasche. Kein Schluck Wasser getrunken.

Die Haustür steht offen. Das Schloss ist aufgebrochen. Unser zu Hause zerstört- Schränke, Gläser, Teller, Glastür, Spiegel, Tische,… Alles kaputt.

Mein Herz weint.

Eine Pflanze ist kriminell

Leben zerstört wegen einer Pflanze mit 5 Blättern. Heute genau 20 Jahre später soll Weed legalisiert werden.

Endlich vorbei – Cannabis Legalisierung ist durch

Aufgewachsen mit Paranoia. Immer die Angst im Nacken. Die kiffende Generation X und Y wurde kriminalisiert und diskriminiert. Das ist endlich vorbei. Mehr als 210.000 Strafakten müssen neu gesichtet werden. 

Wir fallen uns glücklich in die Arme, gratulieren uns, als hätten wir alle Geburtstag. Es ist durch – wir werden grün und alle reden darüber. Dass wir 100 Meter Abstand zu Schulen und Kitas halten müssen, sollte kein Problem sein. Den Abstrich machen wir doch gerne.

Überlegungen

  • Wie wird das mit dem Autofahren?
  • Wie macht der Staat weiterhin Geld?
  • Müssen wir evtl nachweisen, kein Drogenproblem zu haben?
  • Werden mehr Sucht-Diagnosen gestellt, um die Konsumenten juristisch zu belangen?

Oder ist es wirklich alles einfach nur zu unseren Gunsten, was die juristischen Belange angeht? Es ist momentan noch nicht abschätzbar, welche Auswirkungen die Legalisierung auf uns als Konsumenten und auf die Gesellschaft hat. Es wird sich zeigen, welche Probleme auftreten und welche behoben werden.

Mehr als 7000 Menschen werden nach dem 1.April bundesweit aus der Haftanstalt entlassen. Weitere Artikel: https://www.br.de/nachrichten/bayern/cannabis-amnestie-29-000-alte-faelle-in-bayern-zu-pruefen,U7N7Ggj

Was ist auch mit den ausstehenden MPU‘s? Hier geht es zu einem Artikel.

Was ist jetzt Sache seitens der Gesetzeslage?

Cannabis Legalisierung

„Zwei Säulen“-Konzept: Straffreiheit für Besitz von bis zu 25g Cannabis und bis zu 3 weiblichen Cannabispflanzen, sowie ein noch nicht ganz klares Modell (Länderspezifisch) für kommerzielle Lieferketten.

Gilt ab dem 1.4.24- (kein schlechter Aprilscherz der Bundesregierung 😉

Wie ich die Cannabis Legalisierung finde?

Sehr gut.

Warum?

Entkriminalisierung von Cannabis lässt Raum für Kommunikation, Aufklärung und Enttabuisierung. Das ist entscheidend für einen guten Umgang damit, vor allem auch für junge Menschen und Suchtkranke.

Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie Existenzen zerstört wurden und wie viele Menschen dadurch irreversible Probleme bakamen.

Wegen der Bayerischen Justiz verlor ich mein Kind, mein zu Hause, meinen Partner,… Leute sitzen wegen Gras im Knast und werden systematisch gebrochen. Die Chancen nach Verurteilung und Freilassung ein ganz normales Leben zu führen, ist nicht einfach. Resozialisierung bei Suchtproblematik ohne Suchttherapie ist ein Teufelskreis.

Bin ich der Meinung, dass der illegale Markt dadurch ausgelöscht wird?

Nein. Aber verbessert und ausgedünnt.

Wird die Kriminalität durch die Cannabis-Legalisierung runter gehen?

In und vor den 2000 Jahren gab es noch sehr viel mehr Tote im Cannabis Millieu, doch der Wert der Droge ist seitdem auf dem Markt immens gesunken.

Würden wir illegale Drogen wie Kokain & Co legalisieren, wären die Auswirkungen auf die Kriminalität spürbar stärker.

Was macht die Cannabis Legalisierung mit Gangster-Rap?

Also b.c.l. (Before Cannabis Legalisation) konnten sich Rapper noch als Dealer ausgeben, wenn sie mal bissi Weed vercheckt haben. 

p.c.l. (Post Cannabis Legalisation) wird das Thema Weed in Raptexten eine weniger große Rolle spielen, denke ich, da es keine Metapher für Rebellion oder Illegalität mehr ist.

Aber vielleicht ist das Schmarrn… wir werden es hören…

Kann Cannabis schädlich sein?

Ja.

Kann Cannabis helfen?

Ja.

Ist Cannabis unbedenklich?

Naja, alles in Maßen. Da können wir eine Diskussion über wie Alkohol, Zucker, Zusatzstoffe, Botox, Fett,… führen – die Liste ist endlos. Jeder Körper ist anders und reagiert unterschiedlich auf Inhaltsstoffe. Was bei der einen Person schon zu negativen Reaktionen führt, kann sich bei einer anderen Person als positiv auswirken. Menge und Dosierung kommen als Parameter hinzu. Dauer des Konsums und allgemeiner körperlicher und mentaler Zustand haben Einfluss auf die Resonanz.

Kann Cannabis süchtig machen?

Ja.

Kann Cannabis Depression fördern oder Persönlichkeitsstörung?

Ja.

Kann Cannabis helfen solche zu überwinden?

Ja.

Ist die Cannabis Legalisierung wichtig?

Ja.

Ist Gras nun gut oder schlecht?

Marihuana hat wie alles zwei Seiten. Im Grunde ist es gut. Die Pflanze begleitet uns seit Jahrtausenden und dient uns als Menschen als eine wertvolle Ressource und Rohstoff. Sie kann medizinisch hochwirksam eingesetzt werden und Menschen in verschiedenen Prozessen begleiten. Sie kann die Kreativität fördern und die Sinneswahrnehmung. Genauso kann sie sich gegenteilig auswirken.

Für die Legalisierung ist es höchste Zeit. Das Weed, was wir auf der Strasse kaufen und für das wir ständig Gefahr laufen, Führerschein, Job oder die Freiheit zu verlieren, ist gestreckt und so stark hochgezüchtet, dass psychische Schäden durch den Konsum gestiegen sind. Es ist wichtig, dass dies einer besseren Kontrolle unterläuft. Nicht zu schweigen, von den Kosten auf Justizseite und die Problematik auf Konsumentenseite welche durch die Kriminalisierung entstanden sind und durch die Legalisierung behoben werden.

Deswegen Legalize it und Peaze Out.

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